Im Jahr 2020 haben Studierende des Instituts für Anglistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen unter Leitung von Dr. Martin Spies eine Ausstellung zu Marie, Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Prinzessin von Großbritannien (1723-1772), anlässlich ihres 250. Todestages konzipiert und 2022 in der Universitätsbibliothek präsentiert. Anlässlich des 300. Geburtstags von Marie am 5. März 2023 wird diese Ausstellung von Ende Februar bis Juni im Foyer des Staatsarchivs Marburg gezeigt.
Im Leicester House in London 1723 geboren, wurde Prinzessin Mary, zweitjüngstes Kind von König George II. von England, bereits im Alter von sechs Jahren mit dem drei Jahre älteren Prinz Friedrich von Hessen-Kassel, dem späteren Friedrich II., verlobt. Als sie siebzehn war, folgte die Eheschließung im Jahr 1740; das Paar bekam vier Söhne, von denen drei überleben.
Nachdem Friedrich II. heimlich zum Katholizismus konvertiert war, trennte sich das Paar 1755, ohne sich scheiden zu lassen, um seine Wiederverheiratung zu verhindern. Maries Schwiegervater, Landgraf Wilhelm VIII., ließ seinen Sohn in der Assekurationsakte aus dem Jahr 1754 die Beibehaltung der konfessionellen Verhältnisse in der Landgrafschaft anerkennen. Seine Schwiegertochter setzte er als Vormundschaftsregentin für ihren Sohn Wilhelm über die Grafschaft Hanau-Münzenberg, die 1736 an Hessen-Kassel gefallen war, ein. Dort ließ sie das Stadtschloss erweitern, einen der ersten englischen Landschaftsgärten in Deutschland anlegen und ein Theater bauen. Im Residenzschloss Hanau starb Marie am 14. Januar 1772.
Die Ausstellung zeigt Archivalien aus dem Staatsarchiv Marburg zum Leben Maries, die ihre Heirat, ihre Einsetzung als Regentin sowie die Trauer über ihr Ableben dokumentieren. Ergänzt werden diese mit Büchern und Selbstzeugnissen aus dem Archiv des Hauses Hessen, das sich im Schloss Fasanerie in Eichenzell befindet. Sehr belesen und künstlerisch talentiert, gewähren die umfangreiche Bibliothek, eigenhändige Malereien und Skizzen, ihre sehr persönlichen und oftmals witzigen Briefe an die Söhne und ihr Tagebuch einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Geisteswelt der Landgräfin. So zeigt die Ausstellung auch frühe Ausgaben wichtiger englischer Literatur des 18. Jahrhunderts wie Clarissa von Samuel Richardson (1748) oder The Governess, or The Little Female Academy von Sarah Fielding (1749).