Zeichnen und komponieren
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Ein außergewöhnlicher Fürst: zeichnete und dichtete, komponierte und musizierte, versuchte sich an alchemistischen Experimenten, förderte die Künste und Wissenschaften in außergewöhnlichem Maße und erhielt so den Beinamen „der Gelehrte“. Landgraf Moritz von Hessen wurde vor 450 Jahren, am 25. Mai 1572, geboren. Politisch weniger geschickt agierend, bewunderten Zeitgenossen doch seine hohe Bildung und seine Impulse für das kulturelle Leben wirkten nach. So ließ er nach englischem Vorbild den ersten festen Theaterbau in Deutschland errichten, das Ottoneum in Kassel.
Vereint sind das zeichnerische und kompositorische Talent des Landgrafen in einer Federzeichnung wohl aus dem Jahr 1616, die in der Bildersammlung des Staatsarchivs Marburg (Slg 7) unter Signatur d 322 aufbewahrt wird (Direktlink). Abgebildet ist die Residenz in Rotenburg, die Gesamtanlage mit dem vierflügeligen Schloss, Vorhof, Nebenhof und Gartenanlagen. Zur Fulda hin ist ein „pomarium“ (Obstgarten) eingezeichnet.

Im unteren Drittel des Blattes befinden sich Noten für einen zweistimmigen Hymnus auf Rotenburg: Aspice praeclari Rotenburgia novia castri, Hosianna, soli nobile laude deus (Erblicke das herrliche neue Rotenburger Schloss, Hosianna, allein dem edlen Lobe Gottes).

Die meisten der Architekturzeichnungen Moritz‘ sind in der Universitätsbibliothek Kassel überliefert, siehe hierzu mit Abbildungen Ulrike Hanscke, „Ein dapferer Held und Vermesser“. Landgraf Moritz der Gelehrte und der Bestand seiner architektonischen Handzeichnungen in der Universitätsbibliothek Kassel 2° Ms. Hass. 107. Kassel 2012 (Direktlink).
Katrin Marx-Jaskulski, Marburg