Zigarettenbildchen der Stars von gestern
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Auf dem Weg einer Schenkung gelangte einer Reihe von Alben mit eingeklebten Zigarettenmarken aus der Zeit zwischen ca. 1920 und 1954 in die Dienstbibliothek des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden. Sie thematisieren u.a. deutsche Geschichte allgemein, Wappen, die Olympischen Spiele, deutsche Kolonien oder den Ersten Weltkrieg. Einige widmen sich auch ganz explizit dem Aufstieg der NSDAP oder haben sich dem Kult um Adolf Hitler verschrieben. Die Alben aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 sind daher als Teil der NS-Propagandamaschinerie zu verstehen und damit von großem historischen Zeugniswert.

Verschiedene Zigarettenfabriken gaben die Sammelmarken ab, die dann in die entsprechenden Alben eingeklebt werden konnten. Besonders opulent und farbenfroh ist ein 35seitiges Album mit 270 kolorierten Bildern unter dem Titel „Gold–Film–Bilder“ (Dienstbibliothek 20 B 27). Wie im Vorwort dargelegt, sollte es die Erinnerung an Filmstars aus dem In- und Ausland festhalten. „Ton und Bewegung ließen sich freilich nicht auf das kleine Papier bannen. Aber die starke Persönlichkeit der Filmkünstler spricht zu uns, in lebensechten Farben aus dem Goldgrund hervortretend, stumm und doch beredt, von tief gelebten Augenblicken.“ Es handelt sich dabei um das zweite Album der erfolgreichen Serie.

So finden sich denn auf den Bildchen vor besagtem Goldhintergrund, als seien es Ikonen, Größen der Zeit wie Hans Albers, Emil Jannings, Greta Garbo, Marlene Dietrich, Clark Gable, Gary Cooper, Gustaf Gründgens, Paul Hörbiger, Heinz Rühmann oder Maurice Chevalier. Einige Sänger, die neben ihrer Gesangskarriere auch im Filmgeschäft Karriere machten, wie zum Beispiel Richard Tauber oder Leo Slezak sind ebenfalls zu finden. Erstaunlich hoch ist die Zahl amerikanischer Filmstars, was dafür spricht, dass das Album noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den Handel kam.

Auch Schauspielerinnen und Schauspieler wie Trude Berliner, Conrad Veidt oder Fritz Kortner, die kurz nach der Machtergreifung Deutschland verließen, hätten wohl ab 1933 keine Würdigung mehr erfahren. Das Gleiche gilt sicherlich für die chinesisch-amerikanische Schauspielerin Anna May Wong. Andererseits findet sich auch die Schauspielerin Leni Riefenstahl, die seit 1933 als Regisseurin von NS-Propagandafilmen Karriere machte, unter den Abgebildeten.
Das Sammelalbum gibt damit einen schönen Einblick in den Starkult den späten 20er/frühen 30er Jahre und ist damit nicht nur nett anzusehen, sondern auch ein interessantes kulturhistorisches Zeugnis.
Rouven Pons, Hessisches Landesarchiv
