Frontispiz von Johann Philipp Thelott zum Buch "Anchora Salutis Sacra" von Matthias Tiling: Herstellung von Medikamenten in einer frühneuzeitlichen Apotheke, 1671 (TU Darmstadt, S 9038)

Von Augsburg nach Frankfurt - der Kupferstecher Johann Philipp Thelott (1639–1671)

19. April bis 16. Juni 2023, Darmstadt

Vom 19. April bis 16. Juni 2023 wird das Staatsarchiv Darmstadt eine Ausstellung über den Kupferstecher Johann Philipp Thelott (1639–1671) zeigen. Er entstammte einer in den 1560er Jahren aus den Niederlanden über Frankfurt nach Augsburg zugewanderten Exulantenfamilie entstammte. Warum aber nun Thelott in Hessen?

Vor wenigen Jahren wurde die Forschung durch einen „Zufallsfund“ auf den bislang weitgehend unbekannten Kupferstecher Johann Philipp Thelott aufmerksam. Dabei handelt es sich um sein fragmentarisch überliefertes Arbeitsbuch, das nach dessen frühen Tod in das oberhessische Grünberg gelangte und dort noch bis in die 1760er Jahre als Zunftbuch der Bäcker weiter benutzt wurde. Es blieb als solches im Stadtarchiv erhalten. Es lag daher nahe, die daraus erwachsene Ausstellung, die vom 10. November 2022 bis 12. Februar 2023 in Augsburg gezeigt wurde, nun auch in Hessen zu zeigen. Ab dem 18. April wird sie im Staatsarchiv Darmstadt zu sehen sein, es folgen Stationen ab dem 18. Juli in Marburg, Ende November in Grünberg sowie 2024/25 in Frankfurt, Hanau, Bad Homburg und Wolfenbüttel.

Frontispiz: Ein Arzt gibt einem Kranken Medizin, im Zimmer steht ein Engel, aus einer Wolke reicht eine Hand einen Becher (TU Darmstadt, S 9038)

Das bislang bekannte Werk Thelotts umfasst 50 Porträtstiche. Hinzu kommen ebenfalls rund 50 Frontispize und Illustrationen für theologische, naturwissenschaftliche, genealogische, historische und literarische Werke. Zudem sind von ihm äußerst qualitätvolle anatomische Illustrationen bekannt. Eine Karte der Hanauischen Kolonie in Guayana für eine Publikation Johann Joachim Bechers sowie zwei Blätter mit dem Sarkophag der Margarethe Brahe, der ersten Gattin des „Prinzen von Homburg“, in der Landgrafengruft in Homburg runden sein Œuvre ab. Einige Werke Thelotts werden in Darmstadt aus den Beständen der Universitäts- und Landesbibliothek sowie des Staatsarchivs Darmstadt präsentiert.

Frontispiz: Ein Arzt gibt einem Kranken schlechtes Laudanum; im Zimmer stehen der Tod, ein Kind mit Messer und ein Narr (TU Darmstadt, S 9038)

Die seltene Ansicht Frankfurts, die in seinem Todesjahr 1671 erschien, kann als Schluss- und Höhepunkt seiner Tätigkeit gelten. Umrahmt mit den 47 Wappen und Namen der Ratsherren, Schöffen und Syndici der Stadt schmückte sie 50 Exemplare der Bibel des aus Wittenberg zugewanderten Verlegers Wust, die dieser dem Rat übergab, um ein Privileg für den Druck der Lutherbibel zu erwirken. Thelott verstand es, seinen Patenonkel Stenglin mit Wappen und Namenszug zentral in das Bild zu setzen.

Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag 9.00 bis 17.30 Uhr im Vestibül des Hauses der Geschichte zu sehen. Der Eintritt ist frei. Eröffnet wird sie am 18. April um 18 Uhr mit einem Vortrag des Kurators Prof. Dr. Holger Th. Gräf (Marburg).

Holger Th. Gräf, Hessisches Institut für Landesgeschichte, Marburg