Während ihres Praktikums lernen die Praktikanten am Staatsarchiv Darmstadt die verschiedenen Abteilungen, Arbeitsfelder und Strukturen des Archivs kennen. Sie werden mit den Arbeitsweisen im Archiv vertraut gemacht. Besonders sticht dabei die Erschließung und Verzeichnung von Archivalien heraus, bei der die verschiedensten Aktenarten von Kennkarten über Personalakten bis zu Gerichtsakten in Arcinsys erfasst werden. Im konkreten Fall wurden uns aber auch spezielle Aufgaben und Projekte anvertraut, wie das Werknormdaten-Projekt (Theaterbestände) oder die Unterstützung bei Recherchen von Nutzeranfragen. Unvorhergesehen, aber umso interessanter war der Noteinsatz zur Unterstützung des Wirtschaftsarchivs. In deren Außenstelle in Griesheim kam es im August auf Grund starken Regens zu der Situation, dass Wasser in das Archiv eindrang. Dem Notfallverbund standen wir tatkräftig bei dem Prozess zur Sicherung der durchnässten Akten bei. Genauso unterstützten wir eine Führung im Hessischen Staatsarchiv zum Thema „Wasser im Archiv“. Eine weitere sehr bereichernde Erfahrung waren die verschiedenen Einführungen und Vorträge die extra für uns Praktikanten von den Mitarbeitern des Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, des Universitätsarchivs der TU Darmstadt, des Hessischen Wirtschaftsarchivs und des Stadtarchivs Darmstadt vorgetragen wurden.
Fröhliche Praktikanten
Erschließung eines Kabarettnachlasses während des Darmstädter Praktikums
Als konkrete Arbeitsaufgabe stach die fachgerechte Bearbeitung und Erschließung des Nachlasses des Lehrerkabaretts „Die fröhlichen Schuldiener“ besonders heraus ( HStAD Best. N 29Öffnet sich in einem neuen Fenster). Das Kabarett war von Mitgliedern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Darmstadt-Dieburg ab 1948 betrieben worden und wirkte über die hessischen Landesgrenzen hinaus. Während der Hochphase von etwa 1957 bis 1968 traten sie sogar im Hessischen Rundfunk auf und waren sehr bemüht um einen Auftritt im ZDF. Ob dieser stattfand oder abgelehnt wurde, ging leider aus dem Nachlass nicht eindeutig hervor. Das Lehrerkabarett ist ein Beispiel für einen freiwilligen Zusammenschluss von Lehrern, dessen Qualität wohl zwischen amateurhaft und semiprofessionell lag. Die aufgeführten Stücke sind ein seiner Zeit entspringendes und entsprechendes Kulturangebot, welches aufgrund seiner Wortwahl heutzutage wohl kontrovers diskutiert werden würde. Eben dieser Unterschied zu heute, aber auch der Status einer freiwilligen Vereinigung, um der Öffentlichkeit ein Unterhaltungsangebot anzubieten, macht den historischen Wert des Lehrerkabaretts aus. Überliefert sind Fotografien, Zeitungsausschnitte, Korrespondenz, Textkladden, aber auch Requisiten wie falsche Bärte.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Zeit im Archiv durchweg aufschlussreich und erbaulich war. Sie hat uns das Berufsbild des Archivars verständlich vor Augen geführt und war uns dabei behilflich, diesen Beruf als mögliche Option für die Zukunft in Betracht zu ziehen. Ein Praktikum in einem der im Darmstädter Haus der Geschichte ansässigen Archive ist sehr zu empfehlen. Dies liegt auch daran, dass die verschiedenen Archive in Kontakt und Austausch miteinander stehen, wodurch man als Praktikant einer dieser Archive auch Einblicke in die anderen Institutionen erhalten kann.
Johannes Reutzel, Hendrik Stroh, Sebastian Wigand, Praktikanten des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt