Handschrift des frühen 9. Jahrhunderts

Posterausstellung der UNESCO im Hessischen Hauptstaatsarchiv

Ausstellung und Vortragsreihe über das UNESCO-Weltdokumentenerbe mit Schwerpunkt Hessen beginnt am 30. April 2024

Ein Arzneibuch aus dem 9. Jahrhundert, Grimms Märchen und ein Stummfilm der 1920er Jahre – was auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben scheint, vereint eine Gemeinsamkeit: es handelt sich um „dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte“, die von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen wurden.

Darunter befinden sich seit 2017 auch die ProzessakteÖffnet sich in einem neuen Fenster und die Tonbänder des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses, die im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden verwahrt werden. Die Unterlagen des Prozesses, der vor 60 Jahren zwischen 1963 und 1965 stattfand, gelten als bedeutendes Zeugnis für die justizielle Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen.

Tonbandspule und Aktenordner mit handschriftlicher Aufschrift
Tonbänder und Akten des Weltdokumentenerbe Auschwitzprozess

Das Hauptstaatsarchiv stellt den Prozess in den Mittelpunkt einer Posterausstellung der UNESCO zum Weltdokumentenerbe, die zwischen dem 30. April und dem 31. Juli 2024 im Foyer des Hauptstaatsarchivs zu sehen ist. Die Ausstellung wird dabei durch verschiedene Unterlagen zum Prozess ergänzt. Eindringliche Hörbeispiele aus den Tonbändern geben den Opfern eine Stimme und rücken die unvorstellbaren und menschenverachtenden Schrecken des Konzentrationslagers in das Gedächtnis der heutigen Zeit, in der eine aktive, mahnende Erinnerung wichtiger denn je erscheint.

Die verschiedenen Führungen durch die Ausstellung legen ebenso wie der erste Teil des Begleitprogramms einen zentralen Schwerpunkt auf die historisch juristische Einordnung und zugleich Vergegenwärtigung des Gerichtsverfahrens.

Zur Vernissage am 30. April 2024, zu der Sie herzlich eingeladen sind, spricht um 18 Uhr die Leiterin des Hauptstaatsarchivs, Frau Dr. Wurthmann, über „Das Weltdokumentenerbe des Hessischen Landesarchivs: Der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 – 1965“.

Am 7. Mai 2024 referiert Frau Dr. Katharina Stengel vom Fritz Bauer Institut über Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen.

Modernes Foto: 8 Personen stehen in einer Reihe mit Blick zum Betrachter
"Die Ermittlung" (Theaterplakat des Megalomania-Theaters)

Gezielt an Schulklassen richtet sich die Aufführung des Megalomania-Theaters am 25. Juni 2024 „Die Ermittlung“ von Peter Weiss, einem Dokumentartheaterstück über den Frankfurter Auschwitz-Prozess, das Opfer wie Täter zu Wort kommen und durch die ganz unmittelbare Gegenüberstellung der Aussagen das Unrecht und die Grausamkeit des millionenfachen Mordes umso drastischer hervortreten lässt. 

Historische Handschrift: Schwarze Tinte auf Pergament, Pergament
Die "Goldene Bulle" (ISG FFM Bestand H.01.01 Nr. 107; Foto: Uwe Dettmar)

In einem zweiten Teil des Begleitprogramms wird der Blick themen- und epochenübergreifend auf andere „dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte“ geweitet, wobei der Schwerpunkt auf Hessen liegt. Die Vorträge zeigen die Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit des „hessischen“ Weltdokumentenerbes über die Jahrhunderte und ihre historische und kulturelle Bedeutung für die Gegenwart.

Zunächst spricht der renommierte Kassler Märchenforscher Prof. Dr. Holger Ehrhardt mit einem Beitrag zur Bedeutung der Kasseler Handexemplare der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen. In den Folgevorträgen werden die Anfänge der abendländischen Klostermedizin anhand des Lorscher Arzneibuchs beleuchtet und ein (digitaler) Blick auf die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. geworfen. 

Szenenfoto: Porträt einer jungen Frau
Szenenfoto aus "Metropolis" von Fritz Lang

Natürlich darf auch eines der monumentalsten Werke der deutschen Filmgeschichte nicht fehlen: der Stummfilm Metropolis aus dem Jahr 1927, der zunächst am 14. Juni 2024 im Murnau-Filmtheater präsentiert wird, um anschließend am 19. Juni 2024 im Hauptstaatsarchiv als „Achterbahnfahrt zwischen Utopie und Dystopie“ näher beleuchtet zu werden.

Weitere Informationen und alle Termine zu dem umfangreichen Begleitprogramm, der Ausstellung sowie der Führungen finden Sie auf unserer Homepage:
Ausstellung "Das UNESCO-Weltdokumentenerbe mit Schwerpunkt Hessen" (mit allen Terminen der Veranstaltungsreihe)
Veranstaltungskalender

Wir freuen uns auf Ihr Interesse und Ihren Besuch!

Eva Rödel, Wiesbaden

Veranstaltungsort und Kontakt