Sein einhundertjähriges Bestehen feiert das Darmstädter Schlossmuseum mit Ausstellungen, Führungen und ein paar besonderen Veranstaltungen. Zu diesen gehört auch ein literarisch-musikalischer Abend am 9. Juli 2024 um 18 Uhr im Staatsarchiv Darmstadt. Der großherzogliche Familienarchivar Dr. Rainer Maaß und der Leiter der Abteilung Dr. Rouven Pons widmen sich auf unterhaltsame Weise Kuno Graf von Hardenberg, dem diese Gründung nicht zuletzt zu danken ist. Grundlage dieses Abends sind die Autobiographie Hardenberg, ein amüsantes Geburtstagsgedicht, das ihm gewidmet war, sowie einige persönliche Aufzeichnungen, die – kombiniert mit zeitgenössischer Musik – zu Gehör gebracht werden.
Hardenberg wurde 1871 geboren und leistete seinen Militärdienst in Darmstadt ab. Später verlor sich aber der Bezug zur großherzoglichen Residenz wieder. Nach einer umfangreichen Reisetätigkeit ließ er sich in Dresden nieder, wo er im modernen Kunstbetrieb fest verankert war und unter anderem Kontakt zu dem Odol-Fabrikanten Karl August Lingner pflegte. Für ihn baute er auch das Schloss Tarasp im Engadin aus. Nach dem Tod Lingners 1916 ging das Schloss an Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein über und Hardenberg ging – quasi als Erbmasse – nach Darmstadt mit. Er trat in den Dienst des Großherzogs und wurde dort 1917 sein letzter Hofmarschall. Und damit verließ er auch den Fokus auf Schloss Tarasp. Denn er war jetzt für die Kunstsammlungen des großherzoglichen Hauses zuständig und für die Haus- und Vermögensverwaltung. In dieser Funktion initiierte er bereits 1917 die Einrichtung des Jagdmuseums Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt und dann 1924 das Residenz- und Heeresmuseum im Darmstädter Residenzschloss. Darüber hinaus bekannt war auch seine eigene kulturhistorische Sammlung u. a. von historischen Damenschuhen.
Des Weiteren gründete er die „Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde“, war an der Gründung der „Gesellschaft für freie Philosophie“ von Hermann Graf Keyserling in Darmstadt beteiligt und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, vorrangig zu kunst- und kulturhistorischen Themen, sowie kleine Erzählungen mit so klingenden Titeln wie „Achmed, der eleganteste der Menschen oder Was nennen wir Wahlkunst“ oder „Die Flohsammlung des Honourable Nathan Ch. Rothschild. Eine Rittelbuschiade vom Verfasser der Kartoffelfeuer-Poesie“.
Seine letzten Lebensjahre waren überschattet von einem nie ganz aufgeklärten Raubüberfall 1928 in seiner Wohnung im Neuen Palais und dem fast völligen Auslöschen der großherzoglichen Familie 1937 durch das Flugzeugunglück bei Ostende. Hardenberg selbst starb am 15. November 1938 an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls, der umfangreiche Nachlass wurde ein halbes Jahr später versteigert.
Der musikalisch-literarische Abend widmet sich diesem Kunstmanager und Museumsgründer anhand zeitgenössischer Aussagen mit dem Ziel, eine Präsentationsform zu finden, die dem eleganten Bonvivant sowie ebenso anregenden wie spleenigen Kunstfreund gefallen haben könnte.
Rouven Pons, Darmstadt