Modernes Foto: Eckansicht eines modernen Gebäudes, darauf verschiedene Flaggen, u.a. der EU und von Hessen

Hessens „Botschaft“ in Brüssel trennt sich von Unterlagen

Die Vertretung des Landes Hessen bei der EU gibt ältere Unterlagen an das Hauptstaatsarchiv ab

Im Brüsseler Europaviertel herrscht geschäftiges Treiben. Das Herz der EU schlägt kräftig in der belgischen Hauptstadt und Menschen aus allen EU-Mitgliedstaaten kommen hier zusammen. Dort, wo das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und der Ausschuss der Regionen ihren Sitz haben, geben sich Abgeordnete, Diplomaten, Regierungsmitglieder und Vertreter verschiedener Interessengruppen die Klinke in die Hand. Mittendrin: Die Vertretung des Landes Hessen bei der EU.

Nicht jedem ist bekannt, dass Hessen zur Wahrung seiner Interessen zwei Landesvertretungen unterhält. In Berlin, zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, arbeitet die Vertretung des Landes Hessen beim Bund, während die Brüsseler Vertretung im Europaviertel östlich der Altstadt zu finden ist.

Seit ihrer Gründung im Jahre 1989 hat sich die Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüssel zu einer festen Größe im politischen Leben entwickelt. Ihre Mitarbeiter halten ständig Kontakt zu den Institutionen in Brüssel, aber auch in Straßburg und Luxemburg, und bringen hessische Interessen in die EU-Entscheidungsprozesse ein. Daneben informieren sie die Landesregierung laufend über aktuelle Entwicklungen auf europäischer Ebene, sind Anlaufstelle u. a. für die hessischen Kommunen und Unternehmen, organisieren öffentliche Veranstaltungen und bieten zahlreichen Besuchergruppen Einblicke in die Abläufe der EU.

Der direkte Kontakt zum Hauptstaatsarchiv besteht seit vielen Jahren. Bislang dreimal wurden vor Ort nicht mehr benötigte Unterlagen ausgesondert und dem Archiv zur Übernahme angeboten. Als archivwürdig übernommen wurden dabei vor allem Akten zur Organisation der Landesvertretung sowie der Planung und Durchführung von Terminen der Ministerpräsidenten und Minister sowie verschiedener Veranstaltungen. Die derzeit etwa 11 Meter Papierunterlagen geben einen guten Einblick in Arbeitsweise und behandelte Inhalte der Behörde.

Im Juli fand erneut eine Aussonderung statt, für die ein Archivar aus dem Hauptstaatsarchiv zwei Tage in Brüssel bewertete. Auch dieses Mal konnten wieder zahlreiche Unterlagen gesichtet und in Auswahl für die Nachwelt gesichert werden. Neben Berichten an die Landesregierung und Veranstaltungsordnern standen dieses Mal digitale Dokumente im Vordergrund. Insbesondere die E-Mail-Konten des stellvertretenden Leiters der Landesvertretung waren von Interesse, denn bedingt durch die oft tagesaktuellen und unter großem zeitlichen Druck stattfindenden Tätigkeiten der Landesvertretung werden meist keine „klassischen“ Akten geführt.

Ein Teil der Unterlagen wird nun seinen Weg in das Hauptstaatsarchiv finden und kann dort zukünftig eingesehen werden. Welche Rolle spielt Hessen in der Europäischen Union und wie werden die Interessen unseres Bundeslandes in Brüssel vertreten? Die neu übernommenen Unterlagen geben dazu wichtige Antworten.

Carl Christian Wahrmann, Wiesbaden