Die Anwärterinnen, Anwärter und Referendare des Hessischen Landesarchivs absolvierten vom 24. bis 28. Juni 2024 ein Praktikum am Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Im Mittelpunkt des jährlich stattfindenden Stages standen neben den Arbeitsprozessen und Methoden des in Wiesbaden angesiedelten Digitalen Archivs auch die in das Weltdokumentenerbe aufgenommenen Akten des Auschwitz-Prozesses der 1960er Jahre.
Das 2009 gegründete Digitale Archiv Hessens stellt die die Archivierung und Erhaltung digitaler Unterlagen sicher. Diese sogenannten „born digitals“ stellen im Vergleich zu herkömmlichem Archivgut neue Anforderungen an das Berufsbild der Archivarinnen und Archivare. Anhand von Computern und Datenträgern aus den 1990er Jahren wurden die Probleme bei der Übernahme von digitalem Archivgut aufgezeigt, wobei insbesondere veraltete Dateiformate und die schnelle Alterung der Daten als Probleme erkannt wurden. Nach anschaulichen Vorträgen von IT-Sicherheit bis hin zur Übernahme und Nutzung digitalen Archivguts wurde das Gelernte in einem Planspiel erprobt und in realen Fallbeispielen zu einer Bildersammlung der Grube Messel umgesetzt.
Der zweite Themenblock widmete sich einem zentralen Thema der deutschen Nachkriegsgeschichte, den in Frankfurt verhandelten NS-Nachkriegsprozessen. Sowohl die Akten des 1947 verhandelten „Hadamar-Prozesses“ als auch des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) wurden im Original betrachtet. Der Besuch des Theaterstücks „Die Ermittlung“ von Peter Weiss stellte eine besondere Sensibilisierung für diese Thematik dar und verbildlichte das Grauen, aber auch die Verdrängung der NS-Zeit in der frühen BRD. Die Auseinandersetzung verdeutlichte nochmals die rechts- und demokratiesichernde Funktion der Archive sowie das Potenzial historischer Bildungsarbeit von Archiven in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft!
Simon Bürcky und Leonard Dorn, Marburg