1899, also vor 125 Jahren, begann der Automobilbau bei Opel in Rüsselsheim. Die Akten und Pläne zur Firmengeschichte im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt sind sehr umfangreich. Besonders eindrücklich aus der Frühzeit aber sind zwei Fotoalben aus dem Großherzoglichen Familienarchiv, die anlässlich der Zweiten Prinz-Heinrich-Fahrt im Juni 1909 angelegt und vom Großherzog persönlich beschriftet wurden (HStAD, D 27 A, 67Öffnet sich in einem neuen Fenster und 68Öffnet sich in einem neuen Fenster).
Spektakuläres Autorennen
Ein Höhepunkt aus 125 Jahren Firmengeschichte von Opel
Die Prinz-Heinrich-Fahrt war 1907 vom Bruder Kaiser Wilhelms II. und Schwager Großherzog Ernst Ludwigs von Hessen und bei Rhein, Prinz Heinrich von Preußen, gestiftet worden. Der Prinz war der modernen Technik gegenüber sehr aufgeschlossen und machte u. a. auch auf dem Flugplatz in Griesheim bei Darmstadt sein „Flugmaschinenführer-Zeugnis“. Natürlich faszinierten ihn auch Autos. In drei Fahrten zwischen 1908 und 1910 wurden auf denen nach Heinrich benannten Fahrten lange Strecken zurückgelegt und Schnelligkeitsprüfungen absolviert. Die erste Fahrt 1908 ging von Berlin nach Frankfurt am Main, die zweite, ungleich herausforderndere von Berlin über Breslau, Budapest und Wien nach München und die dritte von Berlin über Nürnberg, Straßburg und Metz nach Homburg vor der Höhe. Den Sieg der zweiten Fahrt vom 10. bis 18. Juni 1909 trug der Mitinhaber der Adam Opel KG, Wilhelm Opel, davon. Wilhelm Opel hatte auch das 6 Kilometer-Rennen zwischen Guben und Krossen in 3 Minuten und 39 Sekunden zurückgelegt. Opel kam anschließend bei seinem Landesherrn, Großherzog Ernst Ludwig, auf Schloss Wolfsgarten vorbei und wurde mächtig gefeiert.
Der Adjutant des Großherzogs, Fabian von Massenbach, notierte in seinem Tagebuch nur lakonisch: „Après lunch vinrent tous les Opel & G[rand] D[uc] avec eux à Rüsselsheim“ – „Nach dem Essen kamen alle Opels & der Großherzog mit ihnen nach Rüsselsheim“ (HStAD, D 24, 62/2, 20. Juni 1909). Die Bilder aber belegen, dass es gar so nüchtern nicht herging. Das Auto war mit einem Lorbeerkranz versehen und die Hofgesellschaft sowie der Großherzog umringten das Gefährt. Auch der kleine Erbgroßherzog Georg Donatus durfte einmal Probesitzen. Für das erst zehn Jahre alte Automobilunternehmen war der Sieg ein großer Erfolg, und dem Großherzog konnte er ein Beleg für die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der hessischen Industrie sein. Die Siegerehrung in Rüsselsheim, die ebenfalls im Staatsarchiv dokumentiert ist, wurde deshalb auch ganz groß aufgezogen.
Da alle drei Fahrten einen anderen Gewinner hatten, wurde der Gesamtsieg der Prinz-Heinrich-Fahrten schließlich ausgelost. Er ging 1910 an Ferdinand Porsche, der auch das Rennen von 1910 für sich hatte entscheiden können.
Rouven Pons, Darmstadt