Foto: In einer blauen Gitterbox stehen zwei Pumpsauger, zwischen ihnen zwei schwarze Plastiktüten

Bergungsmaterialien unter Dach und Fach

Die Arbeit von Notfallverbünden wird immer wichtiger, so auch in Marburg. Die 13 Mitgliedsinstitutionen können sich aufeinander und auf die umfangreichen Bergungsmaterialien für den Notfall verlassen.

In Zeiten des Klimawandels machen Großschadensereignisse wie die Flut im Ahrtal auch Kulturinstitutionen schmerzlich bewusst, dass sie sich vorbereiten müssen, um „vor dem Schaden klug zu sein“ und ihr unwiederbringliches Kulturgut vor Hochwasser, Starkregen und anderen Risiken zu schützen. Seit April 2022 besteht daher auch in Marburg ein spartenübergreifender Notfallverbund, der seit seiner Gründung bis heute mehrfach um Mitglieder erweitert wurde. Neben den Institutionen der vielfältigen Marburger Archivlandschaft – Staatsarchiv, Stadtarchiv, Bildarchiv Foto Marburg, Archiv der Philipps-Universität, Deutsches Adelsarchiv, Anzeigenarchiv sowie Archivschule – haben sich die Universitätsbibliothek, die Universitätssammlungen, das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas, das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, das Hessische Institut für Landesgeschichte und die Außenstelle Marburg des Landesamts für Denkmalpflege Hessen zusammengeschlossen. Sie haben sich zugesichert, einander im Schadensfall zu unterstützen, und 2023 gemeinsam mit Mitteln der Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) umfangreiches Equipment für den Verbund angeschafft.

Die Materialien, die nun an zwei Tagen Ende September und Anfang Oktober von Mitarbeitenden aller beteiligten Institutionen in praktische Rollwägen sortiert und eingelagert wurden, umfassen neben „schwerem Gerät“ wie einem BSKA Notstromaggregat, Tauchpumpen, zwei Feuerwehr-Pumpsauger Hero FPS, zwei Water Rescue Boxen mit Hochleistungspumpen sowie Schaufeln oder Sackkarren zahlreiche Utensilien zur fachgerechten Erstversorgung beschädigten Kulturguts (etwa Schwerlast-Rollbahnen oder Stretchfolie). Mit der persönlichen Schutzausrüstung für Helfende (Gummistiefel für Schmutzwasser, Helme, Warnwesten usw.) ist dafür gesorgt, dass diese nicht selbst zu Schaden kommen. Übersichtlich geordnet und beschriftet, ist nun ein zielgerichteter und schneller Zugriff auf die Ausstattung möglich. 

Ein Glücksfall für den Marburger Notfallverbund war die von Beginn an sehr enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit Polizei, Katastrophenschutz und Feuerwehr, die bei der Anschaffung beratend tätig war. In ihren Räumlichkeiten in der alten Feuerwache in Marburg-Cappel, verkehrsgünstig gelegen und für den normalen Dienstbetrieb nicht mehr benötigt, haben die Wägen mit recht hohem Platzbedarf nun ihren dauerhaften Standort. Die Ausrüstung für den Notfall kann von dort aus schnell zum jeweiligen Einsatzort gebracht werden.

Foto: Farbige Boxen in Gitterboxen nebeneinander aufgereiht. Dahinter eine Wand mit schwarzer Folie
Nach getaner Arbeit ist alles übersichtlich und geordnet in die Gitterwägen verbracht. Vorn sichtbar: Die Schwerlast-Rollbahnen und das Notstromaggregat.

Das gemeinsame Bestücken der Notfallcontainer diente auch der intensiveren Vernetzung und dem Austausch zwischen den freiwilligen Helfenden aus den Institutionen. An den regelmäßigen Sitzungen des Notfallverbundes nehmen in der Regel die jeweiligen Notfallbeauftragten teil. Aus deren Kreis hat sich ein Planungsteam konstituiert, das für Mai 2025 eine gemeinsame Notfallübung unter fachlicher Anleitung des renommierten Restaurators und Abteilungsleiters der Bestandserhaltung bei der Technischen Universität Darmstadt Matthias Frankenstein konzipiert. Alle Mitgliedsinstitutionen des Verbunds sollen die Möglichkeit erhalten, Personal zur Teilnahme an der Übung zu entsenden. Über die Übung wird auch in diesem Medium berichtet.

Katrin Marx-Jaskulski und Julia Reinartz-Rains, Marburg