Foto in schwarz-weiß: Schulklasse, die von einem Lehrer an der Tafel stehend unterrichtet wird

Neues Sample für das Hauptstaatsarchiv

Im Gebiet des Hauptstaatsarchivs gibt es sehr viele Bildungseinrichtungen – zu viele, um alle Unterlagen sichten zu können. Eine sinnvolle Auswahl war daher dringend nötig.

An der Schulbank führt dank Schulpflicht kein Weg vorbei. Je nach Bildungsweg verbringen nahezu alle Kinder und Jugendlichen viele Jahre ihres Lebens in der Schule. Die schulische Bildung stellt daher einen gesellschaftspolitisch brisanten sowie vielen Wandlungen unterworfenen Lebensbereich dar. Die in jungen Jahren gemachten Schulerfahrungen sind für den gesamten weiteren Lebensweg aller Einwohnerinnen und Einwohner prägend. Daher bieten die Unterlagen, die bei der Verwaltung des Schulbetriebs vor Ort entstehen, ein großes Potential. Sie können diese vielfältigen Entwicklungen und Erfahrungen dokumentieren und aus den unterschiedlichsten Perspektiven heraus durch Forschung und Interessierte befragt werden.

Aktuell befinden sich in dem Gebiet, für welches das Hauptstaatsarchiv zuständig ist, 677 (!) öffentliche Schulen. Die Menge der in der Verwaltung dieser Schulen entstehenden Unterlagen erscheint also bei weitem zu groß, um wirklich alle Unterlagen im Einzelfall bewerten und eine aussagekräftige konzentrierte Auswahl für die Archivierung treffen zu können. Schon 1997 entschieden Archivare in Wiesbaden daher, die Auswahl auf der Ebene der Schulen zu begrenzen. Der damals entwickelte Archivierungsplan wählte 82 und damit ca. 15 Prozent der vorhandenen Schulen aus. Nur die Unterlagen dieser sollten überhaupt erst für eine Detailbewertung herangezogen werden.

Fast 30 Jahre später hat sich die Schullandschaft durch Schließungen und Neugründungen deutlich verändert. So haben schulpolitische Entwicklungen beispielsweise dazu geführt, dass es heute in Hessen keine alleinigen Hauptschulen mehr gibt und stattdessen das Angebot an Gesamtschulen erweitert wurde. Diesen Veränderungen sollte bei der Aktualisierung des Archivierungsplans und der Erarbeitung eines neuen Schulsamples Rechnung getragen werden. Anhaltspunkte boten dabei auch die zwischenzeitlich in den Staatsarchiven Darmstadt und Marburg entwickelten Schulsamples.

Foto in schwarz-weiß: Schülerinnen und Schüler sitzen in Schulbänken und schreiben in Hefte
Konzentriert: Schülerinnen und Schüler in einer ländlichen Dorfschule, 1947 (HHStAW, 3008/2, 15859)

Wie aber lässt sich aus diesen zahlreichen Schulen eine nachvollziehbare und sinnvolle Auswahl für die Archivierung treffen? Zum einen sollte sich das gesamte Gebiet des Sprengels repräsentativ in der Auswahl widerspiegeln. Die ausgewählten Schulen verteilen sich daher gleichmäßig auf die Landkreise und befinden sich sowohl in größeren Städten als auch in kleineren Gemeinden. Zum anderen gilt es, alle vorhandenen Schulformen von den Grundschulen über verschiedene Gesamtschultypen, berufliche Schulen mit verschiedenen fachlichen Ausrichtungen und Förderschulen verschiedener Schwerpunktsetzungen bis hin zu Gymnasien abzubilden. Falls vorhanden, wurde aus jedem Landkreis für jede Schulform mindestens eine Schule ausgewählt. Ein weiteres wichtiges Kriterium stellt die bildungsgeschichtliche Bedeutung dar. So wurde ein besonderes Augenmerk auf solche Schulen gelegt, die auf eine lange, teils bis in die Frühe Neuzeit zurückreichende Tradition zurückblicken können. Beispielsweise wurde das Gymnasium Philippinum in Weilburg im Jahr 1540 gegründet (HHStAW Best. 429/7 Weilburg, Gymnasium PhilippinumÖffnet sich in einem neuen Fenster). Nicht fehlen sollten außerdem Schulen, die sowohl von besonders wenigen als auch besonders vielen Kindern und Jugendlichen besucht werden. Auch wurden diejenigen Schulen ausgewählt, zu welchen bereits Bestände im Hauptstaatsarchiv vorhanden sind.

Foto: Schlossartiges Haus mit zwei flankierenden Türmen links und rechts
: Internatsschule Schloss Hansenberg für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler

Auf einer anderen Ebene konnte die Menge der Schulen durch den Abschluss von Vereinbarungen mit anderen Archiven eingegrenzt werden, die eigentlich nicht für die Archivierung von Schulunterlagen zuständig sind, sich aber besonders dafür eignen. So wurden bereits kurz nach der Erstellung des Archivierungsplans die großen Schullandschaften Frankfurt und Wiesbaden größtenteils in die Verantwortung der jeweiligen städtischen Archive gestellt.

Insgesamt befinden sich nun „nur“ noch 413 öffentliche Schulen in der archivischen Betreuung des Hauptstaatsarchivs. Ausgewählt wurden von diesen 64 und somit weiterhin etwa 15 Prozent. Mit dem neuen, aktualisierten Schulsample kann die Archivierung am Hauptstaatsarchiv auch in diesem Bereich gezielt gesteuert und damit für Nutzerinnen und Nutzer deutlich verbessert werden.

Lisa Jahn, Wiesbaden