Die Behringwerke in Marburg waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein kleines, aber bedeutendes pharmazeutisches Unternehmen, das Sera und Impfstoffe gegen tödliche Infektionskrankheiten für Menschen und Tiere – Pferde und Schweine – produzierte. Der Standort Marburg erwies sich für die Herstellung der Produkte mit Pferden als vorteilhaft, für die Produktion mit Schweinen hingegen eignete sich der Standort Eystrup an der Weser besser. Nach dem Tod des Firmengründers und Nobelpreisträgers für Medizin, Emil von Behring, im Jahre 1917 prägten neue Eigentümer, vor allem Banken, die weitere Entwicklung des Unternehmens in der hessischen Universitätsstadt Marburg.
Innovative Produkte, moderne Marketing- und Vertriebsstrategien sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Universität und Unternehmen halfen den Behringwerken, die schwierigen Probleme während der Inflation zu überwinden. Insgesamt vollzog sich bei den Behringwerken in den Jahren der Weimarer Republik ein radikaler Wandel der Unternehmensstrategie, der zur Übernahme durch die I. G. Farbenindustrie A. G. führte und die langfristige Existenz des Unternehmens mit mehreren Nachfolgefirmen bis heute sicherte.
Julia Langenberg: Pferde, Banken, Schweinepest. Die Geschichte der Behringwerke in Marburg 1918-1929. IX/307 S., 36 Grafiken und Tabellen. Marburg 2023 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 190).
ISBN 978-3-88443-345-4 geb. € 28,00