Screenshot aus Youtube: Motivbilder der Videos zu den Mixed Pixels, gezeichnet von Sam Krasser

Mixed Pixels - Digitalisiertes Archivgut online: Mai 2023

Filme, Kinos und Pixel-Videos

Hessen ist ein Filmland mit einer mehr als hundertjährigen Kino- und Filmkultur, die sich auch im Archivgut des Hessischen Landesarchivs spiegelt. Es gibt anschaulich Auskunft darüber, welche Filme in Hessen gesehen und gedreht wurden und zeigt auch, welche Rolle Kinos spielten.

Geräte zur Aufnahme und Betrachtung von bewegten Bildern wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt, bereits seit der Jahrtausendwende waren öffentliche Filmvorführungen an der Tagesordnung. Die Filme waren zunächst noch sehr kurz und zeigten vor allem Alltagsszenen oder gesellschaftliche Ereignisse. Im Kurhaus-Saal in Bad Nauheim wurden etwa um 1900 im Rahmen einer „kinematographischen Vorstellung“ Aufnahmen von Zeppelins Luftschiff gezeigt (HStAD, R 2, 5524Öffnet sich in einem neuen Fenster). Die Vorführungen fanden zunächst meist in Sälen oder in Varieté-Theatern statt, bald entstanden aber eigens für diesen Zweck Filmpaläste. Auch in Wiesbaden wurde das Walhalla-Theater bereits 1919 in ein Lichtspielhaus verwandelt (HHStAW, 3008/2, 29778Öffnet sich in einem neuen Fenster).

Historisches Foto: Das Walhalla Filmtheater in Wiesbaden, um 1940 (HHStAW, 3008/2, 29778)

Mit dem Entstehen der Kinos wurden auch die gezeigten Filme immer länger, produziert wurden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vor allem aufwendig inszenierte Historienfilme. Im Jahr 1921 erschien beispielsweise der Stummfilm „Danton“. Er schildert auf Grundlage von Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ den Konflikt zwischen Danton und Robespierre, den Führern der Französischen Revolution (HStAD, R 4, 15611Öffnet sich in einem neuen Fenster). Aufgrund der politischen Bezüge war Büchners Stück in der Weimarer Republik äußerst beliebt, weshalb bereits 1931 eine neue Verfilmung uraufgeführt wurde (HStAD, R 4, 15628Öffnet sich in einem neuen Fenster). Diese Inszenierung von Hans Behrendt gehört zu den frühesten deutschen Tonfilmen.

Szenenfoto: Verfilmung von Georg Büchners Drama 'Dantons Tod' von Dimitri Buchowetzki mit Emil Jannings als Danton und Werner Krauss als Robespierre (HStAD, R 4, 15611)

Zu dieser Zeit hatte sich der Kinobesuch weltweit als beliebte Freizeitbeschäftigung etabliert, Wiesbaden verfügte in den späten 1930er-Jahren bereits über 14 Kinos. Unter diesen Voraussetzungen konnten Filme in der Zeit des Zweiten Weltkriegs wirkungsvoll für Propagandazwecke instrumentalisiert werden. 1942 wurde beispielsweise der im Auftrag von Joseph Goebbels entstandene Film „Der Große König“ in den Lichtspielhäusern aufgeführt, der unter Rückgriff auf die Geschichte des preußischen Königs Friedrichs II. den Durchhaltewillen der Bevölkerung stärken sollte (HHStAW, 3008/2, 2617Öffnet sich in einem neuen Fenster). Ihre Blütezeit erlebten die Kinos aber erst in den 1950er-Jahren, in Wiesbaden gab es im Jahr 1955 ganze 32 Kinos.

Historisches Foto: Alfred Hitchcock bei den Dreharbeiten zu "Topas" auf dem Erbenheimer Flugplatz, 1968 (HHStAW, 3008/47, 11746)

Allerdings wurden in Wiesbaden nicht nur viele Filme vorgeführt, die Stadt entwickelte sich nach dem Krieg auch zu einem Zentrum der deutschen Filmproduktion. Die Aktiengesellschaft für Filmfabrikation (AFIFA) erwarb das Gelände „Unter den Eichen“ und errichtete darauf mehrere Filmstudios. Dort wurde beispielsweise 1954 der Film „Rosen-Resli“ gedreht, der die damals neunjährige Christine Kaufmann berühmt machte (HHStAW, 3008/2, 30503Öffnet sich in einem neuen Fenster). Im Jahr 1968 diente auch der Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim als Filmkulisse, als Alfred Hitchcock dort einige Szenen für seinen Spionagethriller „Topas“ drehte. Als Hauptdarstellerin ist darin die aus Wiesbaden stammende Karin Dor zu sehen, und zwar in Farbe, denn in den 60er-Jahren setzte sich der Farbfilm durch. Die Innenaufnahmen der berühmten Verfilmung von Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ mit Sean Connery entstanden im nahe Wiesbaden gelegenen Kloster Eberbach, die Kulissenpläne sind daher im Hauptstaatsarchiv überliefert (HHStAW, 3011/1, 9435 VÖffnet sich in einem neuen Fenster).

Entwurf der Szenerie für das Badehaus im "Namen der Rose" (HHStAW, 3011/1, 9435 V)

Seit kurzem leisten auch die Mixed Pixels ihren Beitrag im Filmland Hessen, denn ausgewählte Artikel der Reihe können Sie nun auch in Videoform auf dem Youtube-Kanal des HLA genießen (www.youtube.com/@hessischeslandesarchiv2572/featuredÖffnet sich in einem neuen Fenster). In den Videos können Sie die präsentierten Digitalisate in Ruhe betrachten, während Sie den von Sam Krasser aus dem Digitalisierungs-Team des HLA äußerst gekonnt eingesprochenen Texten lauschen. Zehn Videos mit Beiträgen aus den letzten zweieinhalb Jahren Mixed Pixels sind bereits online. Und allein die von Sam Krasser handgezeichneten, jeweils thematisch passenden Titelbilder sind auf jeden Fall einen Blick wert!

Sabine Fees, Hessisches Landesarchiv