Wer jetzt an Staubsauger oder Küchenmaschinen denkt, kommt im Archiv kaum weiter. Findet man Karten oder Akten, in denen es um die Lage oder die Verwaltung von „Vorwerken“ geht, kann damit zweierlei gemeint sein:
Zum einen ist es ein Begriff aus dem Festungswesen. Mit „Vorwerk“ werden wehrhafte Anlagen bezeichnet, die dem eigentlichen Festungsbau vorgelagert waren (vgl. etwa zum Schloss in Alsbach HStAD, R 4, 6939/2Öffnet sich in einem neuen Fenster). In den Archivalien tauchen weitere Begriffe für die verschiedenen Bestandteile einer Festungsanlage auf, die einer Erklärung bedürfen, bspw. die Contrescarpe als äußere Mauer des Grabens, das Glacis, eine zum Feind hin flach geneigte Aufschüttung, oft zwischen dem Vorwerk und dem äußeren Graben der Festung angelegt, oder die Redoute, polygonal angelegte, bewehrte Schanzen. Gut dargestellt ist dies auf einem Plan der Festung Ziegenhain aus dem Jahr 1833: Ziegenhain ist von einem sechs Meter hohen Erdwall mit vier Rondellen an den Ecken umgeben. Zwischen zwei Gräben, dem inneren Wall- und dem äußeren Schargraben, ist das Glacis in grüner Farbgebung gut zu erkennen (siehe Kartenausschnitt oben; ganze Karte digital einsehbar: HStAM, Karten, P II 9778Öffnet sich in einem neuen Fenster).
Eng verknüpft mit dem wehrhaften Charakter war die wirtschaftliche Bedeutung der Vorwerke. Das Vorwerk der nordhessischen Trendelburg gilt als größte Domäne in der Landgrafschaft Hessen-Kassel, die Landgraf Moritz „der Gelehrte“ eigenhändig zeichnete. Auf seiner Zeichnung ist in der linken Hälfte die Burg, am unteren Rand der Fluss Diemel und im rechten Drittel das Vorwerk mit seinen Scheunen, Ställen und Gärten (darunter ein „bleichgärtlein“) gut zu sehen.