Mit den Folgen der Jugendmusikbewegung hatten viele bereits zu tun: Wer beispielsweise zu einer öffentlichen Musikschule geht, in einem Musikkreis musiziert, Blockflöte spielt oder in einem Laienchor singt, profitiert von den Errungenschaften dieser Bewegung. Dennoch ist das historische Phänomen der Jugendmusikbewegung heutzutage kaum noch ein Begriff; auch in der Musikwissenschaft wurde es lange als randständig ausgeblendet. Ein neues Online-Themenportal lädt nun dazu ein, diese Wissens- und Wissenschaftslücken zu füllen.
Als eine musikpädagogische Bewegung entwickelte sich die Jugendmusikbewegung um 1920 aus der Jugendbewegung heraus und setzte sich zum Ziel, die Jugend bzw. letztlich „das ganze Volk“ zum Singen und zu musikalischer Betätigung zu führen. Das Laienmusikleben in all seinen uns heute bekannten Facetten wurde durch die Jugendmusikbewegung aufgebaut: Jugend- und Volksmusikschulen, schulischer Musikunterricht und die Lehrerausbildung auf neuer Grundlage, Wiederentdeckung von (alten) Instrumenten, Erweiterung des musikalischen Repertoires, Editionen für die musikalische Praxis, Beteiligungsformate wie das Offene Singen oder die Musikwoche.
Im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein befindet sich ein umfangreicher Quellenkorpus zur Jugendmusikbewegung mit vielen Einzelnachlässen und dem Großbestand des „Archivs der Jugendmusikbewegung“ ( AdJb, A 228Öffnet sich in einem neuen Fenster): ca. 350 Archivkartons, Fotosammlung, Tondokumente und eine eigene Bibliothek. Im Rahmen des seit 2020 laufenden DFG-Projektes zur Jugendmusikbewegung haben die beiden Musikwissenschaftlerinnen Ute Brüdermann und Amrei Flechsig nun ein umfangreiches Online-Themenportal dazu fertiggestellt.