Der Eintrag vom 8. Mai 1945 im Tagebuch von Liselotte Wilkens drückt die Erleichterung aus, als sich die Nachricht von der Kapitulation der Wehrmacht verbreitet. Das Tagebuch, aufbewahrt im Archiv der Philipps-Universität Marburg (Signatur: UniA MR Best. 312/3/11 Nr. 54Öffnet sich in einem neuen Fenster) ist eine der zentralen Quellen für die Ausstellung „1945 in und um Marburg“, die vom Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse an der Philipps-Universität mit der Universitätsstadt Marburg und dem Hessischen Staatsarchiv konzipiert und gestaltet und am 8. Mai 2025 im Erwin-Piscator-Haus eröffnet wurde. Im oberen Treppenhaus des Theater- und Veranstaltungszentrums der Universitätsstadt leicht zugänglich, bietet sie einen Einblick in die Ereignisse des Jahres 1945 – von den Luftangriffen am Ende des Krieges über die Einnahme der Stadt am 28. Mai 1945 bis hin zu den Entschädigungen an vom NS-Unrecht Verfolgte. Die Ausstellungstafeln thematisieren auf Grundlage der reichhaltigen Fotosammlung des Stadtarchivs Marburg die im Vergleich zu anderen Städten zwar wenig zerstörte Stadt, deren Hauptbahnhof jedoch empfindlich getroffen wurde, die Wahrnehmung „der Amerikaner“ durch die Bevölkerung und das Leben unter der Besatzung sowie die Bemühungen der amerikanischen Militärregierung zur Demokratisierung und Entnazifizierung, auch durch Kunst und Kultur und die Etablierung eigener Zeitungen, in Marburg bereits im September 1945.

Kriegsende vor 80 Jahren
Ausstellung: Der 8. Mai 1945 in und um Marburg
Kriegsende!!! Der Tag, auf den wir 5 ½ Jahre gewartet haben, ist da! Friede!! Wenn wir auch nicht die Sieger sind, so hört doch mit diesem Tage endlich das Morden auf!

Die Ausstellungseröffnung war begleitet von einem Symposium, in dem Prof. Martin Sabrow den 8. Mai 145 mit seinen verschiedenen Konnotationen – als Tag der Niederlage, Tag der Befreiung, als „Stunde Null“ – reflektierte: Inwiefern markierte der 8. Mai 1945 einen Neuanfang? Welche Kontinuitäten und Brüche in personeller und anderer Hinsicht ließen sich beobachten? Es folgte eine Podiumsdiskussion mit Prof. Martin Aust, Prof. Hania Siebenpfeiffer, Dr. Henning de Vries, Dr. Sabine Mannitz und Prof. Christoph Cornelißen zum Thema „Der 8. Mai in Deutschland und seine erinnerungspolitische Bedeutung“. Auch diese Veranstaltung war wie die Ausstellung für die breite Öffentlichkeit gedacht und stieß auf das Interesse von ca. 100 Personen, darunter auch viele Schülerinnen und Schüler.
Bis 27. Juni 2025 ist die Ausstellung noch im Erwin-Piscator-Haus zu sehen (Erwin-Piscator-Haus, Biegenstraße 15, 35037 Marburg, Öffnungszeiten 9:00 bis 16:00 Uhr und bei den Abendveranstaltungen).
Katrin Marx-Jaskulski, Marburg
