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Leitfaden zur Ordnung, Aufbewahrung und Archivierung von Sammlungsbeständen

Die in zahlreichen Initiativen entstandene Überlieferung zur Erinnerungsarbeit und Aufarbeitung von NS-Unrecht gilt es, dauerhaft in öffentlichen Archiven zu sichern und zugänglich zu machen. Um die Abgabe der Sammlungen an ein Archiv bestmöglich vorzubereiten, wurde seitens des Hessischen Landesarchivs in Zusammenarbeit mit den Initiativen und kommunalen Archiven ein Leitfaden entwickelt.

Seit Jahrzehnten befassen sich sowohl in Hessen als auch bundesweit zahlreiche Einzelpersonen, Erinnerungsinitiativen und Gedenkstätten (im Folgenden kurz Initiativen) aktiv damit, die Geschichte jüdischen Lebens sowie das begangene NS-Unrecht in den jeweiligen Orten und Regionen aufzuarbeiten und zu erforschen.

Dabei entstanden bzw. entstehen umfangreiche Sammlungen, u. a. Zeitzeugeninterviews, Korrespondenzen mit Zeitzeugen und deren Nachfahren, Privatfotos oder auch Filmaufnahmen. Darüber hinaus finden umfangreiche Recherchen in Archiven, Bibliotheken oder auch anderen Institutionen weltweit statt, die die Sammlungen mit entsprechenden Unterlagen anreichern. Diese breite Überlieferung gibt zum einen nicht nur Aufschluss über lokalhistorische Begebenheiten, sondern dokumentiert auch die Arbeit der Initiativen selbst, die von einem immensen, zumeist ehrenamtlichen Engagement zeugt. 

Eine Gruppe von Männern und Frauen steht für ein Foto zusammen auf den Stufen eines Gebäudes
Insgesamt fanden zwei Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern der Initiativen, der Landeszentrale für politische Bildung sowie des Hessischen Landesarchivs im Staatsarchiv Marburg statt. Hier zu sehen das Gruppenfoto vom ersten Workshop im November 2023.

Zunehmend dringlicher wird die Frage nach Sicherung und der dauerhaften öffentlichen Zugänglichkeit der Sammlungen formuliert. Das Hessische Landesarchiv nahm sich dieser Frage an und koordinierte mit Vertreterinnen und Vertretern der Initiativen und Kommunalarchiven einen offenen Austausch, um gemeinsam eine Strategie zu Erhaltung und nachhaltiger Nutzung der Sammlungen zu erarbeiten.

Zunächst war es notwendig, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, zu welchen Themen und in welchem Umfang Unterlagen zur NS-Erinnerungsarbeit in Hessen gesammelt werden. Mittels einer Umfrage, die u. a. über die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen sowie die Archivberatung Hessen lanciert wurde, konnten entsprechende Daten ermittelt werden. Die Ergebnisse der Umfrage wurden auf einem im Staatsarchiv Marburg durchgeführten Workshop zusammen mit den Initiativen, der Landeszentrale für politische Bildung, Vertreterinnen und Vertretern kommunaler Archive in Hessen sowie des Landesarchivs diskutiert. Demnach lässt sich die Menge der Unterlagen auf ca. 700 Regalmeter beziffern, wobei sich ein Großteil der Überlieferung auf dem Raum Frankfurt am Main konzentriert.

Eine Frau befindet sich im Gespräch mit einem Mann. Im Hintergrund unterhalten sich mehrere Personen
Auf den Workshops wurde rege über den Umgang mit den Sammlungen diskutiert.

Im Austausch wurde deutlich, dass die wichtigen Sammlungen zur Erinnerungsarbeit in erster Linie von öffentlichen Archiven erhalten und zugänglich gemacht werden sollen, wobei den Kommunalarchiven eine Schlüsselrolle zufällt, da es am sinnvollsten erscheint, die Unterlagen an dem Ort aufzubewahren, auf die sie sich maßgeblich beziehen. Dass Hessische Landesarchiv mit seinen Abteilungen in Darmstadt, Marburg und Wiesbaden, steht subsidiär zur Seite, sofern keine Möglichkeit der Archivierung vor Ort besteht und/oder die Sammlungen eine prägend regionale bzw. landesweite Ausrichtung aufweisen.

Eine langfristige Digitalisierung und virtuelle Zusammenführung für eine ortsunabhängige Recherche und Nutzung der Unterlagen ist ebenso erstrebenswert. Dafür bietet schon heute das Archivinformationssystem ArcinsysÖffnet sich in einem neuen Fenster die wichtigsten Voraussetzungen.

Seitens der Initiativen wurde der Wunsch nach einem Leitfaden geäußert, der grundsätzliche Hilfestellungen zum eigenen Umgang mit den gesammelten Unterlagen enthalten und eine ggf. gewünschte Übergabe an öffentliche Archive vorbereiten soll.

In Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden des Workshops entwickelte das Hessische Landesarchiv einen solchen Leitfaden, der dem Aufbau eines FAQ ähnelt. Er enthält Hilfestellungen zum Umgang mit unterschiedlichen Medien, einen Vorschlag für die Ordnung und Erfassung der Unterlagen sowie rechtlichen Fragen. Zudem finden sich darin Adressen und Kontakte, die den Menschen bei tiefergehenden Fragen behilflich sein können.

Der Leitfaden steht hier sowie auf der Seite der Archivberatung HessenÖffnet sich in einem neuen Fenster für Sie zum Download bereit.

Jan-Hendrik Evers, Hessisches Landesarchiv

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