auf einem roten Blatt gedruckt die Bewertung für den Film „Sintflut und Arche“ mit dem Prädikat besonders wertvoll

Archivierung der letzten Filmbewertungsakten

Nach 74 Jahren stellt die Deutsche Filmbewertungsstelle ihre Arbeit ein. Ihre Akten bleiben als wertvolle Quelle für die Filmgeschichte.

Kurz vor ihrem 75. Jubiläum musste die Deutsche Filmbewertungsstelle (FBW) ihre Tätigkeit einstellen. Diese Entscheidung markiert das Ende einer Institution, die über sieben Jahrzehnte hinweg einen bedeutenden Einfluss auf die deutsche Film- und Medienlandschaft hatte. Gegründet wurde die FBW im Jahr 1951 auf Beschluss der Kultusministerkonferenz der Länder. Sie hatte die Aufgabe, mittels einer unabhängigen Jury, die Qualität von Filmen zu bewerten und mit den Prädikaten „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ auszuzeichnen. Diese Bewertungen waren nicht nur ein Qualitätsmerkmal, sondern auch eine Grundlage zur Erlangung von staatlichen Förderungen und ein hilfreiches Orientierungsmittel für das Publikum. 

auf einem grünen Blatt gedruckt die Bewertung für den Film „Hohe Schule“ mit dem Prädikat wertvoll
Prädikatsbescheid der Filmbewertungsstelle aus dem Jahr 1953

Besonders in der Nachkriegszeit verfügte die Filmbewertung über große Bedeutung, um die deutsche Filmproduktion zu unterstützen. Seitdem hat sich die Filmlandschaft durch die Digitalisierung allerdings stark verändert. Es gibt das Internet und Streamingdienste, durch die sich der Konsum von Filmen gewandelt hat. Dort werden Filme zum Teil direkt veröffentlicht, ohne im Kino gezeigt zu werden und auch DVDs werden kaum noch verkauft. Gleichzeitig wird heute eine größere Anzahl an Filmen produziert, da es für unabhängige Filmschaffende leichter ist, ihre Projekte ohne den früher enormen finanziellen Aufwand zu realisieren. Darüber hinaus gibt es heutzutage durch Online-Plattformen mehr Möglichkeiten zu recherchieren und sich über Filme auszutauschen. Die Filmindustrie ist damit nicht mehr so stark auf das Urteil einer staatlichen Institution angewiesen und es gingen zuletzt weniger Filme in die Bewertung durch die FBW.

übereinandergestapelte Kartons in einem großen Raum
Bewertete Bewertungen: Die Filmbewertungsakten

Damit schwand langsam die Finanzierungsgrundlage der FBW, denn lange konnte sich die Institution durch die Gebühren selbst finanzieren. Doch gerade in den letzten Jahren wurde es finanziell anspruchsvoller, sodass das Land Hessen unterstützte. Diesen Zustand wollte man ändern und Hessen setzte sich für eine neue Verwaltungsvereinbarung ein, die die Finanzierung mit Unterstützung der anderen Länder vorsah. Dieser Vorschlag fand allerdings keine Mehrheit in der Kultusministerkonferenz, sodass die Schließung der Stelle beschlossen wurde.

Daraus ergibt sich die besondere Situation, dass eine Institution mit dem Status einer oberen Landesbehörde ersatzlos aufgelöst wird. Es stellt sich also die Frage, wie die Aufgaben und Arbeitsergebnisse trotz der Schließung übergeleitet und möglicherweise auch dauerhaft erhalten werden können. Für die entstandenen Unterlagen kommt hier das Hauptstaatsarchiv ins Spiel. Als zuständiges Archiv, kam es in die nicht alltägliche Situation den gesamten verbliebenen Aktenbestand zu bewerten und damit einen Bestand abzuschließen.

Die Hauptüberlieferung der FBW sind die Filmbewertungsakten. Diese werden zu jedem eingereichten Film mit einer sogenannten Prüfnummer angelegt. Ein großer Teil der Akten wurde bereits in vergangenen Jahren übernommen und im Archiv befinden sich schon die Filmbewertungen bis zur Prüfnummer 22.000. Diese Serie konnte nun fortgesetzt und abgeschlossen werden, indem ungefähr 7.000 weitere Akten übernommen wurden. In diesen Unterlagen finden sich die Gutachten der Jury, der Antrag auf Verleihung des Prädikats sowie weiterer Schriftverkehr. Die Filmbewertungsakten sind wertvolles Archivgut, das zukünftigen Generationen ermöglichen wird, die Entwicklung des deutschen Films und der Filmwahrnehmung nachzuvollziehen. Auch wenn die FBW nun Geschichte ist, bleibt ihr Erbe in Form der Akten als unersetzliche Quelle für die Forschung erhalten.

Svenja Schott, Wiesbaden

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