Im jüngst erschlossenen Nachlass von Dr. Lotte Köhler ( HStAD Best. O 59 KöhlerÖffnet sich in einem neuen Fenster) ist ein solches Zeitdokument von 1978 erhalten. Auf einer Kassette, die anlässlich des 80. Geburtstages der Mutter Lotte Köhlers (Irma Köhler) aufgenommen wurde, sprechen Angehörige und Freunde aus verschiedenen Ländern ihre Glückwünsche aus.
Der Gratulant Hans [Mittelmann] aus dem weit entfernten Kapstadt nutzt die Seite B der Kassette ganz pragmatisch, um eine Audionachricht an Lotte Köhler aufzunehmen. So antwortet er darin Lotte Köhler auf ihre letzte Kassette, die offenbar statt eines Briefs den Weg von München nach Kapstadt fand. Während er zu Beginn auf die wissenschaftliche Tätigkeit Lotte Köhlers eingeht, wird die Sprachnachricht später ebenso auf politische Ereignisse in Deutschland (wie bspw. die Schleyer-Entführung) oder die wirtschaftliche und politische Lage in Südafrika gerichtet. Er berichtet weiterhin aus seinem eigenen „hochinteressantem, aber zu vollen Leben“ in verschiedenen Aufsichtsräten oder als „Chairman“ eines Sommerkurses an einer Universität. Beim Abhören der Kassette zeigt sich schnell, welchen Mehrwert Tonaufnahmen bieten können. Die Lebendigkeit der Stimme des Absenders fesselt Nutzende einmal mehr und bietet durch die Intonation ebenso eine zusätzliche Information: Den Subtext, der sich bei schriftlichen Quellen im besten Fall nur erahnen lässt.
 
  