bunte Aktenordner im Regal

Abschluss der bisher größten Aussonderung im Innenministerium

Das Hauptstaatsarchiv bewertet Hunderte Meter Papierakten

Digitale Unterlagen gehören zum Alltag des Landesarchivs. Elektronische Akten, Fachverfahren und manchmal sogar Dateisammlungen werden routiniert bewertet und erschlossen. Doch noch immer werden in den Behörden große Mengen älterer Papierakten vorgehalten. Jüngste Schätzungen gehen von mehr als 900 (!) Kilometern aus. Daher gehört auch die Bewertung von Aktenordnern, Pendelheftern und Laufmappen weiterhin zum üblichen Geschäft der Archivarinnen und Archivare.

Eine Bewertung von Papierakten besonderer Art erfolgte kürzlich am Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Das Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz brachte einen Großteil seiner Altunterlagen zur Aussonderung – insgesamt rund 4.000 Positionen aus den letzten 80 Jahren mit einem Umfang von mehreren Hundert Metern.

Eine Gruppe von Menschen, fünf stehend und drei in Sesseln sitzend lachen in die Kamera
Gruppenbild der am HMdI und HHStAW an der Aussonderung Beteiligten (leider fehlen zwei)

Das Innenministerium verwendet seit Jahren die elektronische Akte. Nur in Ausnahmefällen entstehen noch neue Papierakten. Die aktuelle Aussonderung ist daher nicht nur die bisher umfangreichste, sondern vermutlich auch die letzte Aussonderung der guten alten Aktenordner dieser Größenordnung.

Entsprechend der Zuständigkeiten des Ministeriums befassen sich die Unterlagen mit einer Vielzahl an Themen. Von Fragen des Asylrechts über Gemeindewahlen, Katastrophenschutz, Polizei bis hin zur Zwischenlagerung von Kampfstoffen reicht die Bandbreite. Viele umfangreiche Themengebiete wurden erstmals ausgesondert. So musste oft grundsätzlich geprüft werden, ob und was als Archivgut für die Ewigkeit aufbewahrt werden muss. Dabei spielen z. B. folgende Fragen eine Rolle: Hat das Innenministerium bei einem Themengebiet innerhalb Hessens oder im Bund die Federführung inne? Handelt es sich um Inhalte, die Hessen im Besonderen betreffen oder ist es etwas Bundeseinheitliches? Wird es voraussichtlich ein größeres Nutzungsinteresse an speziellen Inhalten geben?

Im Ergebnis wurden rund 240 Meter archivwürdige Unterlagen aus dem Ministerium neu übernommen – so viel wie noch nie und vermutlich auch nie wieder auf einmal.

Carl Christian Wahrmann, Wiesbaden

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