Auch in diesem Jahr bietet das Staatsarchiv Marburg Weihnachtsführungen an. Anhand ausgewählter Exponate nähert man sich dem Thema Advents- und Weihnachtszeit. In vier Stationen, bei denen gleichsam „nebenbei“ auch Geschichte und Aufgaben des Hauses erläutert werden, gibt es unterschiedlichste Archivalien vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert zu sehen.
Marburg
Weihnachtsführungen im Staatsarchiv Marburg
Ein Stück nähert sich dem Thema in der Zeit des Nationalsozialismus an. Das christliche Fest, das die Geburt eines jüdischen Kindes feiert, sollte hier ersetzt werden durch heidnische Rituale – oder das, was man dafür hielt. Weihnachten liegt nahe an der Wintersonnenwende, wenn die Sonne die geringste Mittagshöhe am Horizont hat. Auf der Nordhalbkugel ist dies am 21. oder 22. Dezember der Fall. Ob germanische oder altnordische Stämme an diesem kürzesten Tag des Jahres ein „Julfest“ feierten, ist umstritten – in der Zeit des Nationalsozialismus wurde diese angebliche Tradition als pseudoreligiöse Alternative zum christlichen Weihnachtsfest aufgegriffen, insbesondere in der SS.
Eine große, konzertierte Aktion zur Abhaltung von Wintersonnenwendfeiern dokumentiert eine Akte aus Bestand 327/2 des Staatsarchivs Marburg, des SS-Oberabschnittes Rhein zum Rasse- und Siedlungswesen. Sie enthält detaillierte Anweisungen, wie am 22. Dezember 1935 an vielen hochgelegenen Orten im ganzen Deutschen Reich nach Einbruch der Dunkelheit „Hagal- und Grenzfeuer“ abgehalten werden sollten, die weithin sichtbar sein und zusammen eine „Hagal-Rune“ bilden sollten. Die Berichte über die Abhaltung der Feier sagen aus, dass die Feier mit Reden und Liedern einen tiefen Eindruck hinterlassen habe, das Entzünden des Feuers auf Höhen und Bergen wegen tiefen Schnees sich jedoch als schwierig gestaltet habe oder man wegen schwieriger Sichtverhältnisse andere Feuer nicht gesehen habe.
Neben Plätzchenausstechern in Hakenkreuzform, dem Verbot bestimmter Weihnachtslieder (etwa „Zu Bethlehem geboren“) oder Neuschöpfungen und Umdichtungen bekannter Weihnachtslieder, die nicht mehr christlich, sondern national geprägt waren, und Märchengärten statt Krippenlandschaft gehörten diesen Vorgaben zur Abhaltung der Winter-Sonnenwendefeier zu einer Umdeutung des Weihnachtsfestes im Nationalsozialismus dazu – auch ein Aspekt, der in den Weihnachtsführungen zur Sprache kommt.
Weihnachtsführungen
Für die öffentlichen Führungen ist keine Anmeldung erforderlich; der Eintritt ist frei.
Führungen für Gruppen ab 10 Personen können gerne zusätzlich vereinbart werden unter
marburg@hla.hessen.de