„Phänomene wie Desinformation und Halbwahrheiten, Lügen und Verdrehungen, Gerüchte und Falschmeldungen, vorgetäuschte und erfundene Nachrichten […] sind keineswegs ein Novum des digitalen Zeitalters, wie Martin Göllnitz und Paul Franke von der Philipps Universität Marburg in Ihrem Denkanstoß „Fakes und F(Akten)“ in der neuen Ausgabe der Archivnachrichten aus Hessen klarstellen. Soziale Medien und Künstliche Intelligenz begünstigen und bekräftigen die Verbreitung von Falschmeldungen und sogenannten „Alternativen Fakten“. Wie können wir uns überhaupt noch sicher sein, was richtig, verzerrt oder auch falsch dargestellt wird? Archive wuchern stets damit, die authentischen Quellen – DAS Original – zu bewahren. Doch entspricht dies der Realität? Können Archive ihrem Anspruch und Image als Garanten der „Wahrheit“ gerecht werden?
Fakes gab es schon im Mittelalter, wie der Beitrag von Sabine Fees (Hessisches Staatsarchiv Marburg) zeigt. Sie widmet sich den Urkundenfälschungen und verfälschten Originalurkunden aus mittelalterlichen hessischen Klöstern, die im Staatsarchiv Marburg aufbewahrt werden. Zu den wohl berühmtesten Fake News des 20. Jahrhunderts zählt wiederum die Geschichte der angeblichen Zarentochter Anastasia, die einige Zeit nachdem sie und ihre gesamte Familie während der russischen Revolution getötet wurden, wieder auftauchte. Was das Staatsarchiv Darmstadt (HStAD) damit zu tun hat und welche Fake News sich sonst in der südhessischen Geschichte wiederfinden, lesen Sie im Artikel von Anna Krabbe, die zurzeit eine Ausstellung zu „Fake News“ in Südhessen im HStAD vorbereitet. Anhand eines ganz besonderen Projekts, dass am württembergischen Landesmuseum angesiedelt war, zeigen Viven Schiefer und Ato Schweizer, mit welchen Möglichkeiten Künstliche Intelligenz bei der Vermittlung von historischen Inhalten eingesetzt werden kann. Dies sind nur einige Beispiele für Beiträge zum Schwerpunktthema des Hefts.