Zwei Wappen nebeneinander

Happy End für ein bedeutendes Familienarchiv

Die Unterlagen der Familie von Bodenhausen haben nach mehreren Jahrzehnten der Wanderschaft im Staatsarchiv Marburg ein Zuhause gefunden. Um ihren Erhalt und ihre Nutzbarkeit zu gewährleisten, mussten sie zunächst gereinigt und verpackt werden.

Das Adelsgeschlecht derer von Bodenhausen stammt ursprünglich aus Niedersachsen, die Stammreihe ist dort bereits seit dem frühen 12. Jahrhundert nachweisbar. Die Familie erwarb Besitzungen in Braunschweig, Sachsen, Anhalt und auch in Hessen, die seit dem Mittelalter in Hessen landsässige Linie ist bis heute Mitglied der Althessischen Ritterschaft. Familiensitz der hessischen Linie war Schloss Arnstein bei Witzenhausen, das die von Bodenhausen seit dem 15. Jahrhundert als landgräflich-hessisches Lehen innehatten und bis 1938 in ihrem Besitz behielten.

 

nicht kollorierte Zeichnung eines Schlosses
Schloss Arnstein um 1940 (HStAM, Best. 495, Nr. P II 13751)

Das Familienarchiv, das nunmehr als Bestand 340 von Bodenhausen im Staatsarchiv Marburg verwahrt wird, umfasst die Überlieferung der Gesamtfamilie vom 15. bis in das frühe 20. Jahrhundert (Link zu Arcinsys: HStAM, Best. 340 von BodenhausenÖffnet sich in einem neuen Fenster). Es enthält Akten und Amtsbücher u.a. zur Familiengeschichte, zu Besitzungen und Lehenssachen, zu Bau und Verwaltung der Familiensitze, zu Grenzfragen und anderen gerichtlichen sowie militärischen Auseinandersetzungen. Die Unterlagen dokumentieren daher nicht nur die Geschichte einer bedeutenden Adelsfamilie, sondern auch die historische Entwicklung verschiedenster Territorien im deutschsprachigen Raum. Nicht zuletzt deshalb ist das Familienarchiv während seiner Aufbewahrung in Niedersachsen in die Liste national wertvollen Kulturguts aufgenommen worden. 

nicht kollorierte Zeichnung eines Schlosses
Ein anderer Blick auf Schloss Arnstein um 1940 (HStAM, Best. 495, Nr. 13737)

Genauso interessant wie der Inhalt der Unterlagen ist allerdings auch deren eigene Geschichte. Sie lagerten seit dem Jahr 1874 auf Schloss Arnstein im Kreis Witzenhausen. Seit den 1930er Jahren verhandelte die Familie mit den Staatsarchiven in Hannover und Marburg über eine mögliche Übernahme, allerdings kamen diese Pläne vor Ende des Zweiten Weltkrieg nicht zur Umsetzung. Zwischenzeitlich wurde das Gut Arnstein samt dem Familienarchiv verkauft, der neue Eigentümer deponierte schließlich im Jahr 1951 die Unterlagen im Umfang von 480 „Paketen“ im Staatsarchiv Marburg. Da das Schloss Arnstein in den folgenden Jahrzehnten mehrfach weiterverkauft wurde, wechselte faktisch auch mehrfach der Eigentümer des Familienarchivs. Es blieb jedoch dem Staatsarchiv als Depositum erhalten, bis schließlich im Jahr 1984 der damalige Eigentümer den Vertrag aufkündigte und die Unterlagen in seinen Wohnsitz verbrachte. 

beschädigte Akten in einem Karton
Unterlagen des Familienarchivs von Bodenhausen bei der Übergabe an das Staatsarchiv Marburg im August 2023

In den 1990er Jahren erfolgte dann schließlich eine Rückgabe des Archivs an die Familie von Bodenhausen. Der Umfang der Unterlagen hatte sich in der Zwischenzeit freilich um etwa 30 % reduziert, da einzelne Pakete an verschiedene Adressaten weitergereicht worden waren. Der verbliebene Teil wurde schließlich durch die Familie von Bodenhausen im Jahr 2024 per Schenkungsvertrag wiederum dem Staatsarchiv Marburg übereignet.

Karton mit der Aufschrift "340 von Bodenhausen"
Neue Verpackung für das Familienarchiv von Bodenhausen

Die verschiedenen Lagerungsorte und mehrfachen Umzüge hinterließen deutliche Spuren an den Unterlagen. Bei der Abgabe im Staatsarchiv Marburg im August 2023 wurden starke Verschmutzungen und Beschädigungen wie Risse und Tierfraß festgestellt, Teile des Archivguts wiesen teils starken Schimmelbefall auf. Dank einer Förderung durch das Landesprogramm Bestandserhaltung des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur konnte der Bestand 340 von Bodenhausen im Jahr 2025 durch einen Dienstleister fachgerecht dekontaminierend gereinigt und verpackt werden. In der Folge wurden die Unterlagen nun im Magazin des Staatsarchivs Marburg eingelagert. Dem dauerhaften Erhalt und der Erforschung dieser historisch wertvollen Überlieferung steht damit nichts mehr im Wege.

Sabine Fees, Marburg

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