Vor genau 100 Jahren, 1924, gründete sich das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer e.V. als parteiübergreifende Organisation zum Schutz der Weimarer Republik. Schnell entwickelt sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation zur Verteidigung der Weimarer Demokratie. In den Jahren zuvor war die junge Republik Angriffen von Rechts- und Linksextremisten ausgesetzt. Politische Morde und Aufstandsversuche erschütterten die Demokratie.
Im Reichsbanner engagierten sich Parteilose sowie Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der katholischen Zentrumspartei (Zentrum). Anders als der Wehrverband Stahlhelm oder der Rote Frontkämpferbund engagierten sich seine Mitglieder nicht gegen sondern für die noch junge deutsche Demokratie. Der Verband wollte eine demokratische und republikanische Staatsgesinnung in der Bevölkerung verankern. Erklärtes Ziel war die Festigung der Republik und die Achtung der Verfassung. Schnell entwickelte sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation, nach eigenen Angaben mit bis zu dreieinhalb Millionen Mitgliedern. Als Gegner standen dem Reichsbanner Nationalsozialisten, Monarchisten und Kommunisten gegenüber.
Nach dem Wahlerfolg der Nazis 1930 verstärkte das Reichsbanner seinen Einsatz gegen die nationalsozialistische Gewalt und schloss sich Ende 1931 mit Gewerkschaften, SPD und Arbeitersportorganisationen zur Eisernen Front zusammen. Doch mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 war die Niederlage der Republikaner besiegelt. Das Reichsbanner wurde verboten, seine Aktivisten wurden verfolgt, inhaftiert und gewaltsam ins Exil getrieben.
Die Ausstellung dokumentiert mit ausdrucksstarken Fotos und Dokumenten den umfassenden Einsatz des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold für die demokratische Republik von Weimar. Sie macht deutlich, dass von einer „Republik ohne Republikaner“ nicht gesprochen werden kann. Zum Reichsbanner in Hessen gehörten die „Fantastischen Darmstädter Vier“: Theodor Haubach (1896-1945), Carlo Mierendorff (1897-1943) der Hessische Innenminister und spätere Widerstands-Netzwerker Wilhelm Leuschner (1890-1944) und dessen rechte Hand im Innenministerium, Ludwig Schwamb (1890-1945). In ganz Hessen zählten u.a. der Kasseler Oberbürgermeister und erste Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann (1865-1939), und der spätere hessische Ministerpräsident Georg August Zinn (1901-1976) zu den prominenten Mitgliedern.
Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.
Veranstalter im Haus der Geschichte: Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V. in Kooperation mit dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und dem Reichsbanner e.V. Hessen