Abgrenzungen, Verflechtungen, Aufbruch? Perspektiven auf Migration und Einwanderungsgesellschaft

Hessisches Staatsarchiv Marburg, Friedrichsplatz 15, 35037 Marburg

Historisches Foto: Zahlreiche Männer sitzen an Tischen, die zu einem Rund zusammengestellt sind und hören einem Redner zu, der mit dem Rücken zum Fotografen steht.

Tagung: Abgrenzungen, Verflechtungen, Aufbruch? Neue Perspektiven auf Migration und Einwanderungsgesellschaft in Geschichtswissenschaft und Public History

Die historische Auseinandersetzung mit dem Thema Migration ist heute wichtiger denn je. In den meisten europäischen Ländern wird derzeit wieder intensiv um die Deutung und Ausgestaltung der Einwanderungsgesellschaft gerungen. Dabei geht es nicht mehr so sehr um das Ob, sondern vor allem um das Wie des Zusammenlebens. Ein verbreitetes Muster ist die Abgrenzung von „Einheimischen“ bzw. „Mehrheitsgesellschaft“ einerseits und Migrant:innen andererseits. Darüber hinaus werden seit jeher auch zwischen den Migrantengruppen deutliche Differenzierungslinien gezogen. In der Migrationsgeschichte treffen so unentwegt zwei Prozesse und Dynamiken aufeinander. Die permanente Bestimmung von Rechten und Zuordnungskriterien entlang kausaler ethnischer oder sozialer Faktoren und die solche Ordnungsmuster übergreifenden gemeinsamen Erfahrungen von Migrantinnen und Migranten in den unterschiedlichen Lebens- und Erfahrungsräumen wie etwa Arbeit, Politik, Schule oder auch Freizeit.

Die Fachtagung stellt die Logiken, Regeln und Praktiken der Differenzierung den Gemeinsamkeiten kollektiver Erfahrungen gegenüber. Sie möchte dazu beitragen, mit Erkenntnissen aus Migrationsforschung, Zeit- und Landesgeschichte, Geschichtsdidaktik sowie Public History die etablierten Zuordnungs- und Bewertungsmuster aufzubrechen, unterschiedliche Forschungs- und Diskussionsstränge miteinander zu vernetzen und weiterführende Konzepte zu erarbeiten.

Veranstaltet wird die Fachtagung vom Hessischen Institut für Landesgeschichte (HIL), Marburg, in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Hessische Landesgeschichte der Philipps-Universität Marburg und der Professur für Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte der TU Dresden.

Tagungstermin: 19.-20. September 2024
Tagungsort: Staatsarchiv Marburg, Friedrichsplatz 15, 35037 Marburg (Landgrafensaal)

Für die Teilnahme an der Tagung ist eine Anmeldung erforderlich bis zum 10. September 2024 unter: migratio@uni-marburg.de

Programm

Donnerstag, 19. September 2024

ab 12:00 Uhr: Ankommen und kleiner Imbiss

12:30-12:45 Uhr: Begrüßung

12:45-14:45 Uhr: Kategorien und Deutungen

Moderation: Sabine Mecking, Marburg

Christoph Rass, Osnabrück: Recht. Macht. Migration

Stephanie Zloch, Dresden: Mobilität und Migration

Isabella Löhr, Potsdam/Berlin: Wissen, was Migration ist - oder auch nicht. Reflexivität und die Sprache der Migration

14:45-15:15 Uhr: Kaffepause

15:15-18:00 Uhr: Lebens- und Arbeitswelten

Moderation: Wilfried Rudloff, Marburg

Jeanette van Laak, Halle: Identität im Wandel. DDR-Zuwanderer und ihr Selbstverständnis nach ihrer Ankunft in der Bundesrepublik.

Knud Andresen, Hamburg: Arbeitsmigration und der Betrieb. Veränderungen von den 1960er bis in die 1980er Jahre

Olga Sparschuh, Wien: "Gastarbeiter" und EWG-Bürger / Bürgerinnen. Perspektiven auf die italienische Arbeitsmigration, 1950er bis 2000 Jahre

Jens Gründler / Christoph Lorke, Münster: Migration im ländlichen Raum. Beobachtungen, Spezifika, Abweichungen, 1970-1990

19 Uhr: Podiumsgespräch mit Erfahrungsberichten

Ayşe Asar, Bad Camberg; Robert Erkan, Hanau; Luigi Masala Offenbach. Moderation: Sabine Mecking, Marburg

20 Uhr: Empfang im Staatsarchiv

Freitag, 20. September 2024

9:00-11:00 Uhr: Politik, Partizipation und Selbstorganisation

Moderation: Nicole Immig, Gießen

Grazia Prontera, Salzburg: Migration und politische Partizipation. München in den 1970er und 1980er Jahren

Caner Tekin: Migrantische Kämpfe um das Kommunalwahlreicht in Hessen

Nick Wetschel, Dresden: "[die] unter Aussiedlern/Ausländern übliche Hierarchie, die zwar theoretisch sinnvoll ist, praktisch von uns möglichst nicht verwendet wird." Migration im ostdeutschen Umbruch er/klären und beraten

11:00-11:15 Uhr: Kaffeepause

11:15-12:45 Uhr: Jugend und Schule

Moderation: Stephanie Zloch, Dresden

Philipp Wagner, Halle: Demokratische Chancengleichheit? Sozial-Liberalismus, politische Bildung und "Gastarbeterkinder" in der Bundesrepublik Deutschland der 1960er und 1970er Jahre

Max Schellbach, Halle: Umkämpfte Teilhabe. Migration und Soziale Arbeit in England und der Bundesrepublik von den 1970er bis 1990er Jahren

12:45-14:00 Uhr: Mittagspause

14:00-16:45 Uhr: Public History

Moderation: Peter Haslinger, Marburg/ Gießen

Stefan Zeppenfeld, Bochum: Kicken, Kämpfe, Kompromisse. Migrantische Fußballvereine als Perspektive der Citizen Science und Public History

Lale Yildrim, Osnabrück: Konstruktion und De-Konstruktion von migrantisierten Kategorien in Forschung und Museum

Hilke Wagner, Maburg/ Gießen: Medienwandel in der Erinnerungskultur. Digitale und analoge Quellen zum Selbst- und Geschichtsverständnis "Heimatvertriebener"

Stephan Scholz, Oldenburg: Verflechtung durch Erinnerung? Denkmäler für Vertriebene, Arbeitsmigrantinnen und -migranten und Geflüchtete in der Bundesrepublik

16:45-17:00 Uhr: Verabschiedung

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