Das politische Leben und Wirken des Sozialdemokraten Ludwig Bergsträsser (1883-1960)

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Hessisches Staatsarchiv Darmstadt - Haus der Geschichte, Karolinenplatz 3, 64289 Darmstadt

Gemälde: Porträt eines sitzenden Mannes mit Zigarette in der linken Hand

Vortrag von Dr. Stephanie Zibell zum Thema "Politik ist Praxis, nicht Illusion. Leben und Wirken des Sozialdemokraten Ludwig Bergsträsser (1883-1960)"

Ludwig Bergsträsser war Zeit seines Lebens ein engagierter, vielseitig interessierter, ideenreicher und schaffenskräftiger Mensch, der unermüdlich an der Verwirklichung seiner wissenschaftlichen und politischen Vorhaben und Ziele arbeitete.

Hierzu gehörte in erster Linie die Durchsetzung der Demokratie in Deutschland. Für Bergsträsser gab es kein vernünftigeres politisches System als das republikanisch-demokratische, weshalb er sich hierfür ab 1918 vorbehaltlos und politisch aktiv einsetzte, zunächst als Mitglied der DDP und später der SPD. In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte er dem Widerstandsnetzwerk um den Sozialdemokraten, Gewerkschafter und NS-Gegner Wilhelm Leuschner an. Nach 1945 stellte sich Bergsträsser sofort wieder in den Dienst der Demokratie. Als Vorsitzender des „Verfassungsausschusses“ der „Verfassungberatenden Landesversammlung“ war er maßgeblich an der Ausarbeitung der hessischen Landesverfassung beteiligt. Aufgrund seines enormen Fachwissens als Verfassungsexperte wurde er sodann Mitglied des „Parlamentarische Rats“, dem er von September 1948 bis Mai 1949 angehörte. Als Mitglied des „Grundsatzausschusses“ beschäftigte er sich insbesondere mit den im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland enthaltenen Grund- und Menschenrechten, nicht zuletzt mit dem Gleichheitsgrundsatz.

Bergsträsser wusste aber auch, dass demokratisches Denken und demokratisches Bewusstsein nicht selbstverständlich sind. Die Menschen müssen dazu erzogen und darin unterwiesen werden. Deshalb plädierte er für die Einführung des Unterrichtsfachs „Sozialkunde“ in der Schule und des Studienfachs „Politikwissenschaft“ an den Universitäten.

Bergsträsser war aber nicht ausschließlich Politiker, sondern auch Wissenschaftler. In seiner Eigenschaft als Geschichtsprofessor und Archivar beschäftigte er sich mit der Geschichte der 1848er Revolution sowie mit der Entstehung der politischen Parteien. Letzteres stellte ein Novum in der Geschichtsforschung des frühen 20. Jahrhunderts dar, weshalb Bergsträsser als Begründer des Forschungsbereichs Parteiengeschichte gilt.

Mit ihrem Vortrag möchte Stephanie Zibell an die vielfältigen Verdienste und Leistungen Ludwig Bergsträssers erinnern, zu denen unter anderem die Mitwirkung an der Entstehung des Grundgesetzes gehört.

Veranstalter: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt | Verein "Gegen Vergessen, für Demokratie e.V." | KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH 
- Eintritt frei -

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